Interview mit Thilak Mahendran, Senior Client Engagement Lead und AI bei IBM.
Die digitale Transformation mit Nachhaltigkeit zusammen denken: Wie weit sind hier schon einige Unternehmen?
Thilak: Nachhaltigkeit in Unternehmen ist ein relativ großes Thema geworden. Zum einen gibt es mittlerweile einen gesellschaftlichen und politischen Konsens, dass wir heute handeln müssen, damit etwaige Einschränkungen in Zukunft nicht radikal gestaltet werden müssen. Zum anderen sehen Markteilnehmer*innen auch einen gewissen Marktvorteil, indem sie sich durch die Nachhaltigkeits-Komponente von der Konkurrenz (noch) abgrenzen und differenzieren können. Der Umfang ist in meinen Augen jedoch noch viel zu niedrig und häufig reaktiv. Schnelle Erfolge konnten durch die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen erzielt werden, insbesondere bei Rechenzentren. Wir sehen jedoch auch, inwiefern eine gesellschaftliche bzw. mediale Debatte Reaktionen auslösen können – das Verschwinden des klassischen To-Go-Bechers ist wahrscheinlich das beste Beispiel. Aktuell befinden wir uns noch in der Phase, in der die Unternehmen erst einmal die offensichtlichen Baustellen in Angriff nehmen, die jedoch nicht zwangsläufig mit ihrer Digitalstrategie zu tun habe. Der nächste Schritt wird der interessante sein. Wie Unternehmen proaktiver werden können, zeigt die IBM bereits seit einigen Jahrzehnten. Dies kann jedoch nur als ein Anfang gesehen werden.
Was müsste passieren, damit noch mehr Entscheider*innen in der Wirtschaft den ökologischen Fußabdruck der Digitalisierung in den Blick nehmen?
Thilak: Zwei Dinge, die ich als unabdingbar sehe. Zum einen muss ein generelles Bewusstsein für den aktuellen ökologischen Fußabdruck der Digitalisierung des eigenen Unternehmens erschaffen werden. Wie viel verbrauchen wir aktuell? Ist das ein guter Wert in meiner Branche? Welche Player sind bereits gut? Wie haben sie das geschafft? Welche Ziele wollen wir verfolgen? Warum wollen wir diese Ziele verfolgen? Zum anderen fehlen die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen auf vielen Teilen der Welt. CO₂ muss bepreist werden, ansonsten spielt es in den wirtschaftlichen Zielgrößen der Unternehmen keine Rolle. In den letzten Jahren gab es hierzu aus der Privatwirtschaft Bemühungen, um die globale Notwendigkeit und eigene Planungssicherheit aufzuzeigen. So fordert z.B. das Climate Leadership Council eine CO₂-Steuer. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Allianz, IBM, Microsoft, Unilever, BP, Shell, ExxonMobil, WWF uvm.
Gab es eine berufliche Situation, die dich in diesem Zusammenhang überrascht hat in den letzten Monaten? Positiv? Negativ?
Thilak: In der Regel führe ich während meiner Arbeit als KI-Berater viele Gespräche mit Unternehmen und ihren Entscheider*innen durch, um den nächsten Schritt in der Digitalisierung zu definieren. Viele der Geschäftsführer*innen oder des höheren Managements sind auch häufig Eltern von Kindern. Viele berichteten mir von einem Sinneswandel und einem neuen Verständnis für die Dringlichkeit des Themas. Fridays for Future hat anscheinend einen Wandel in den Diskussionen zwischen Kindern und Eltern entfacht, wofür ich enorm dankbar bin.
Was ist dein persönliches Statement zu Think Digital Green®?
Thilak: Think Digital Green® bringt die fehlenden Bausteine attraktiv ins Spiel, indem sie Unternehmen unterstützt und neue Strukturen einführt. Das wichtigste: Ihr macht die Problematik greifbar und leitet den nächsten Schritt der Umsetzung ein. Zudem ist die Website sehr gelungen: Verständlich, vorhandenes Wissen, moderne UI/UX “trotz” geringer Websitegröße, Datenschutz pur (keine Cookies & kein Javascript-Tracking). So, wie es sich gehört. Keep it up!
Thilak, herzlichen Dank, dass du dein Wissen mit unserer Community teilst!
Weiterführende Infos für Dich:
∷ IBM-Aktivitäten (auch außerhalb Deutschlands)
∷ Climate Leadership Council