YouTube bittet Entwickler und Videoproduzenten seit kurzem darum, eine spezielle, eigene Software zu verwenden, um Produkte zu markieren, die in ihren Clips enthalten sind. Die Daten werden dann mit Analyse- und Einkaufs-Tools von Google verknüpft. Ziel dieser Maßnahme ist die Erstellung eines umfangreichen Produktkatalogs. Diese Artikel sollen Nutzer*innen der Plattform dann zum Kauf angeboten werden. Damit alles auf einer Plattform bleibt, arbeitet die Google-Tochter wohl auch noch an der Integration von Shopify. So wird YouTube eines Tages eine riesige Video-Shopping-Plattform.

Was meint der Eisbär auf seiner dahinschmelzenden Scholle dazu?

YouTube ist die am zweithäufigsten genutzte Suchmaschine der Welt. Sie zählt über 25 Milliarden Besuche in jedem Monat. Nutzer*innen bleiben dabei für durchschnittlich 21 Minuten und 38 Sekunden auf der Plattform. Eine Statistik, die sich durch den Wandel hin zu einem Video-Shopping-Portal deutlich erhöhen wird. Zur Freude von YouTube. Denn das Netzwerk schafft es seit Jahren nicht, wirtschaftlich rentabel zu arbeiten. Das liegt in erster Linie daran, dass der Energieverbrauch, der durch das Hochladen und Abrufen von Videos entsteht, gigantisch ist. Strom von Zulieferern zu kaufen oder durch alternative Träger selbst zu produzieren, kostet das Unternehmen fast seinen kompletten Gewinn.

Aus unternehmerischer Sicht wird die Integration einer Shopping-Funktion auf YouTube dem Konzern gewiss zum Vorteil. Mehr Gewinnpotenziale entstehen und dem Hauptkonkurrenten Amazon stellt man vor eine neue Herausforderung. Die ökologische Bilanz fällt hingegen schwächer aus:

Wenn YouTube Produkte über Videos kaufbar macht, werden nicht nur mehr User diesen Service nutzen, es werden auch mehr Videos mit zusätzlichen Informationen sowie Angebots- und Kaufseiten entstehen. Nutzer*innen werden sich noch länger im Netzwerk aufhalten und dabei mehr konsumieren als heute. 2019 wurde der weltweite Energieverbrauch von Streaming-Angeboten auf 200 Milliarden kWh geschätzt. In Deutschland sorgt die Produktion von 1 kWh durschschnittlich für eine Emission von 401 g CO₂.

Auch wenn YouTube den energetischen Aufwand durch mehr Einnahmen aus der Shopping-Option wirtschaftlich kompensieren kann, so wird eben doch noch mehr Strom benötigt. Auch wenn alle Rechenzentren von Google und seinen Töchtern sich über Solar und Wind mit Strom selbst und nachhaltig versorgen, so sinkt die CO2-Bilanz nur einseitig. Denn Videos und Informationen müssen die User erreichen. Auf dem Weg, den sie dabei nehmen, sind unzählige Verstärker, Sender und Empfänger integriert. Auch wenn nicht alle Daten einmal um die halbe Welt geliefert werden, so wird die Übertragungstechnologie zwischen YouTube und den Nutzer*innen mehrheitlich durch günstigen Strom versorgt. Dieser ist in vielen Fällen nicht nur nicht öko sondern wie gesagt auch mehr.

Wer sich auf YouTube Videos anschaut oder später einmal shoppen sollte, bekommt von uns ein Paar Tipps:

  • Lasst Euch nur Videos anzeigen, die Euch wirklich interessieren. Schnell schaut man sich auch Unsinn an oder lacht über Tiervideos, obwohl man sich eigentlich nur ein Tutorial ansehen wollte.
  • Stellt Auto-Play aus, damit nicht auch unbewusst das nächste Video bei YouTube geladen wird.
  • Lasst Euch Videos in der Qualität liefern, die ihr tatsächlich braucht. 4K bringt auf einem 15-Zoll-Notebook-Monitor keinen Mehrwert, ist im Datenumfang aber deutlich größer.
  • Und wenn der YouTube-Shop einmal funktioniert: Nicht alles, was ihr angezeigt bekommt, braucht ihr wirklich. Auch das Klicken durch alternative Angebote ändert an diesem Umstand nichts. Denkt neben dem Eisbären dabei auch an den lokalen Händler. In den meisten Fällen freut dieser sich, wenn er Euch beraten kann.

Weiterführende Infos für Dich:
Bloomberg: Google Plans to Make YouTube a Major Shopping Destination
heise online: EU-Kommissarin warnt vor riesigem Stromverbrauch des Internets
onlinemarketing.de: Der YouTube-Boom
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